DMSO – was das alles kann!

Es riecht nach nichts, schmeckt bitter und dünstet über die Haut fischig bis knoblauchartig aus. Hmmm… Diese klare Flüssigkeit ist ein Naturstoff, der aus Baumholz gewonnen wird und der sehr schnell und tief in die menschliche Haut eindringen kann. Dort bindet es freie zellschädigende Radikale. Weitere Wirkungsweisen von DMSO bestehen darin, dass es unsere Zellmembran öffnet, also durchlässiger machen kann und die Zelle sich damit leichter von Giftstoffen befreien kann oder auch Substanzen aufnehmen kann. Radikalfänger, Entgifter und noch viel mehr – alles das steckt in dieser Flüssigkeit.

Ein Fallbeispiel

Wie ihr wisst, bin ich ja Orthopädin. Kürzlich hatte ich eine Patientin mit Schulterschmerzen, eine sogenannte „frozen-shoulder“. Sie konnte ihren Arm kaum noch über die Waagerechte heben. Ich empfahl ihr die lokale Applikation von DMSO in leicht verdünnter Form. Zudem erhielt sie noch unser „natürliches Entzündungspaket“ bestehend aus Kurkuma, Weihrauch und Wobenzym sowie eine Empfehlung zur antientzündlichen Ernährung. Bereits wenige Minuten nach der lokalen Applikation von DMSO empfand sie eine Besserung der Beschwerden in der Schulter. Nach 14 Tagen waren die Schmerzen kaum noch vorhanden, und sie konnte ihren Arm wieder über die Ohren anheben. Mittlerweile hat sie vergessen, welche Schulter sie vor kurzem noch plagte…

Was steckt hinter DMSO?

Dimethylsulfoxid (DMSO) ist ein äußerst vielseitiger Baustein, der exzellent verträglich ist. Ich hatte bereits während meines Studiums von diesem Stoff gehört, allerdings nur als Trägerstoff oder Lösungsmittel, in dem der eigentliche Wirkstoff transportiert wird.

Anfang der 1860er Jahre trat DMSO erstmals in Erscheinung. Seit den 1960er Jahren wird es therapeutisch erprobt und eingesetzt. Politische und pharmazeutische Einflüsse versuchten immer wieder, diesem Stoff zu einer schlechten Reputation zu verhelfen. Aber darauf möchte ich hier nicht weiter eingehen.

Zwiebeln auf dem Feld

Zurück zum bereits erwähnten knoblauchartigen Geruch: er kommt von den Schwefelverbindungen (genauer gesagt von dem direkten Reproduktionsprodukt, dem Dimethylsulfid) und verschwindet nach 1 ½  Tagen wieder – ähnlich wie bei anderen Laucharten.

Eigenschaften von DMSO

DMSO ist in Wasser gut lösbar, aber auch in Fetten, Eiweiß und Kohlenhydraten. Das ist eine herausragende Eigenschaft! Wenn DMSO in einem offenen Gefäß steht, nimmt es sogar das Wasser der Luftfeuchtigkeit auf. Wenn ihr eure Original-DMSO-Lösung also eine Weile offen stehen lasst, dann kann es sein, dass nur noch eine 90%ige Lösung vorliegt. Der Gefrierpunkt von DMSO liegt bei 18,5°C, d. h., dass es im Winter schon mal passieren kann, dass die Flüssigkeit im kühlen Zimmer fest wird. Stellt es dann einfach auf die Heizung, dann verflüssigt es sich wieder.

Was muss man vor dem DMSO-Gebrauch beachten?

Für ernsthafte, stark schmerzende Erkrankungen bis hin zu alltäglichen Beschwerden ist DMSO ein einfach zu handhabendes Mittel. Es ist günstig zu erwerben und nicht mit großen Nebenwirkungen behaftet. Mir sind bisher nur leichte Rötungen bekannt geworden. Diese lassen sich auch gut erklären: DMSO führt zur Erweiterung der Kapillaren. Diese kleinen Blutgefäße an der Oberfläche geben der Haut dann eine rötliche Färbung. Durch diese Gefäßerweiterungen können traumatisierte Gebiete schneller abschwellen und heilen.

Menschen, die sensibel auf Histamin reagieren, sollten mit der Anwendung von DMSO vorsichtig sein. DMSO kann selbst Histamin aus Körperzellen freisetzen.

Was kann DMSO?

Meines Erachtens kann man bei dieser Substanz von einer Universalarznei sprechen. Durch die wasser- und fettlöslichen Eigenschaften (ähnlich wie bei der Galle und bei Waschmitteln) können Moleküle umhüllt werden und dem Organismus besser zugänglich gemacht werden. DMSO kann Zellwände und die Haut mühelos durchdringen und sogar noch andere Stoffe und Arzneien mit einbringen.

Wichtige Einzelwirkungen sind Schmerzlinderung, Entzündungshemmung, Entwässerung, Gefäßerweiterung, Radikalfang, Wundheilungsförderung und Muskelentspannung.

Auf unser Blut wirkt es gerinnungshemmend (Achtung, wenn ihr bereits Gerinnungshemmer zu euch nehmt), modulierend auf die Blutfette, antianämisch (Anämie ist die Blutarmut), schützend bei Durchblutungsstörungen, Bestrahlungen und Unterkühlung und zellmembranstabilisierend. Weiterhin glättet es Narben, erhöht die Atemtiefe und verbessert die Sauerstoffsättigung im Gewebe.

Ich finde das wirklich beeindruckend!

Wie wird DMSO durch unseren Körper transportiert?

Fünf Minuten nach dem Auftragen von 2 g DMSO auf die Haut sind Spuren davon im Blut nachzuweisen. Innerhalb von 4-6 Stunden erreicht der Wert im venösen Blut sein Maximum. Es dauert dann weitere 1-3 Tage, bis das DMSO ausgeschwemmt ist.

Die Aufnahme von DMSO über die Haut sowie per infusionem (also intravenös) ist die effizienteste Methode, da der Stoff direkt ins Blut gelangt und nicht wie bei oraler Aufnahme erst über die Leber umgeleitet wird. Letztere ist das Hauptorgan unseres Stoffwechsels und hat die Möglichkeit, diese Substanz sofort umzuwandeln oder abzubauen.

Wie könnt ihr DMSO anwenden?

Zuerst empfehlen wir euch, dass ihr vor der Anwendung von DMSO einen Verträglichkeitstest durchführt. Dieser geht ganz einfach: Betupft eine Hautstelle in der Ellenbeuge mit 70%igem DMSO und schaut, was passiert: leichte Rötungen, Juckreiz oder „Kribbeln“ sind als normal einzustufen.

DMSO kann über die Haut, über den Blutkreislauf (über Infusionen) und oral (als Getränk) zu sich genommen werden. Da es diuretisch (also harntreibend) wirkt, ist es sinnvoll, DMSO nicht vor dem Zubettgehen zu trinken. Ansonsten kann eure Nachtruhe durch mehrere Toilettengänge gestört werden.

Woher bekomme ich DMSO?

Reines DMSO ist in Deutschland nicht erhältlich – aha, hier kommt der Haken! Aber es gibt mittlerweile viele Internetanbieter, die reines DMSO (d. h., ohne den Zusatz von z.B. Cortison oder Heparin) anbieten. Meine erste Bestellung lief sogar über eine normale deutsche Apotheke, die es sich aus einer internationalen Apotheke beliefern ließ – zu teuer ;-)! Achtet bei der Bestellung auf jeden Fall auf zertifizierte Pharmaqualität. Diese erkennt ihr an der Bezeichnung „Ph. Eur.“. DMSO ist nicht rezeptpflichtig.

Praktische Anwendung – Vorbereitungen

Um die Reinheit eurer Flasche zu bewahren (ob 100 oder 1000 ml), empfehlen wir euch, Teilmengen mit Hilfe einer Pipette zu entnehmen. 70% DMSO entspricht z. B. 7 Teilen DMSO und 3 Teilen Wasser.

Wichtig: Als Rein-Substanz, also unverdünnt, ist das flüssige und dampfförmige DMSO schleimhautreizend und brennbar! Also weg aus der Reichweite von Kindern! Und Augenkontakt sollte tunlichst vermieden werden. Wasser hilft immer, d.h., falls es mal zu einer Reizung (z. B. vermehrte Hautrötung) kommt, einfach mit Wasser spülen.

Zur Herstellung einer Mischung verwende ich destilliertes Wasser oder Nacl (Kochsalzwasserlösung). Ihr bekommt das im Drogerieladen bzw. in der Apotheke.

Wenn Eure Haut sensibel auf DMSO reagiert, empfehle ich euch die Anwendung tagsüber. Nachts kann es sein, dass man unbemerkt zu kratzen beginnt und die Haut damit malträtiert.

Noch ein Tipp: lasst das DMSO antrocknen und stülpt euch nicht gleich die Kleidung darüber. Wir haben oben ja bereits besprochen, wie gut der Stoff „Dinge“ transportiert. Wenn ihr also bunte Kleidung tragt, dann kann es gut sein, dass es den Farbstoff  oder Waschmittelzusätze herauslöst und diese dann auf eurer Haut allergische Reaktionen auslösen. Am Knie würde ich z. B. 15-20 Minuten warten, bis die einmalig aufgetragene Lösung komplett eingezogen ist.

Falls ihr wie ich eine Sprühflasche verwendet, müsst ihr darauf achten, dass der Sprühnebel nicht eingeatmet wird.

An dieser Stelle nochmal zurück zum Geruch: ihr selber werdet den Geruch, den ihr ausdünstet, nicht wahrnehmen. Also immer gut lüften, oder die Anwendung auf das Wochenende oder den Urlaub verschieben. Kleine Anwendungen (z. B. auf einer Narbe) erzeugen natürlich fast keine Ausdünstungen, im Gegensatz zu großflächigen Einreibungen, Infusionen oder oralen Einnahmen.

Praktische Anwendungen – jetzt geht´s los!

Dr. Fischer empfiehlt folgende Variationen:

  • Betupfen von Warzen, Aphten und Nagelpilz (geht besonders gut mit einem Wattestäbchen): 90-100% DMSO
  • Größere Areale an der Haut der Beine: 40-75% DMSO
  • Gelenke, Narben, Muskeln im Rumpfbereich: 30-60% DMSO
  • Sportverletzungen und Narben an Armen und Beinen: 50-80% DMSO
  • Ohren- und Nasentropfen: 10-25% DMSO
  • Offene Hautstellen (bitte steriles Wasser verwenden!): 15-60% DMSO
  • Augentropfen (auch steriles Wasser bzw. Nacl): 1-3% DMSO

Lasst mich einige Bereich hervorheben:

Narbenentstörung

Meine ca. 30 cm lange Narbe am Hüftgelenk dient derzeit als Versuchobjekt: dazu mische ich Procain (ein Lokalanästhetikum) mit DMSO und bestreiche den Narbenbereich. Da DMSO das Bindegewebe positiv beeinflusst und die Membranen der Zellen stabilisiert, können die Meridian-Energien (Akupunktur, Traditionelle Chinesische Medizin) wieder fließen.

Bei meiner Hospitation in der Paracelsus Clinic in der Schweiz hatte ich einen Patienten mitbehandelt, der nach einer Hüftoperation ziemliche Probleme mit der Leber bekam. Dazu muss man wissen, dass der Lebermeridian durch die Schnittführung verläuft. Nach einigen Neuraltherapie-Anwendungen (dabei spritzt man Procain oberflächlich in die Narbe – autsch) wurden die Leberbeschwerden deutlich besser.

Hier mein „Hautrezept“ zur Narbenentstörung:

Nehmt eine Ampulle Procain (1-2 %) – das sind 2 ml in Wasser verdünnt – und mischt diese mit 2 ml DMSO. So erhaltet ihr eine 50%ige, wässrige DMSO-Procain-Lösung.

Laut Dr. Fischer eignet sich diese Mischung auch für schmerzhafte Entzündungen, gereizte Narben und Myogelosen (kleine Knötchen oder Verspannungsareale in der Muskulatur).

Arthrose

Beginnt mit der äußerlichen Anwendung des betroffenen Gelenkes. Streicht dazu das Gelenk möglichst rundum mit 60-80%iger, wässriger DMSO Lösung ein. Lasst das ganze 20 Minuten einwirken und wiederholt das ganze nach Bedarf. Die Haut oberhalb der Gürtellinie reagiert sensibler als die Haut der unteren Extremität. Im Falle einer schweren Erkrankung oder dem Befall mehrerer Gelenke kann DMSO auch oral zugeführt werden. Beginnt z. B. mit 0,05 bis 0,1g pro kg Körpergewicht und steigert die Menge allmählich ja nach Verlauf auf bis zu 0,5 bis 1g pro kg Körpergewicht.

Ohrenentzündungen und Schnupfen

Stellt euch dazu Ohren- und Nasentropfen aus DMSO her (10-25% DMSO). Ich mische das DMSO dafür mit Nacl. Mehrmals täglich empfehle ich die Anwendung der Tropfen in den Ohren und in der Nase. Die Nase dient der Be- und Entlüftung der Ohren. Deshalb ist deren Mitbehandlung wichtig, wenn diese verstopft sein sollte.

Schnupfen behandle ich gerne mit der Verabreichung von 30-40% DMSO Lösung mit der Pipette direkt in die Nase. Das kann anfänglich kurz brennen, lässt dann aber schnell wieder nach. Die Schwellung der Nasenschleimhaut geht zurück.

Bei entsprechenden Entzündungen im Rachenraum kann man mit ähnlicher Konzentration gurgeln.

Gehörgangsentzündungen, verstopfte Nasennebenhöhlen und viele weitere Erkrankungen aus dem HNO-Bereich reagieren sehr gut darauf.

Lasst uns wissen, wenn ihr noch über andere Krankheitsbilder informiert werden wollt oder probiert euch aus. Wir freuen uns von euch zu hören!

Quelle:

Das DMSO Handbuch von Dr. Hartmut Fischer

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