In einer komplexen Welt stechen einem die einfachen Dinge besonders ins Auge. Apfelessig zähle ich dazu. Äpfel werden gepresst und mit wilder Hefe fermentiert. Es entsteht Apfelwein. Dieser wird dann noch mit Essigsäurebakterien versetzt, und schon haben wir einen bioaktiven Essig auf Apfelbasis. Die einfache Herstellung ist das eine, die herausragenden Benefits das andere. Diese reichen von einer Stabilisation des Blutzuckers bis hin zur Unterstützung eines gesunden Immunsystems. Wie nehme ich ihn ein und auf was muss ich achten? Lest weiter!
Ein Beispiel zu Beginn
Eine Patientin litt an chronischen Blasenentzündungen. Sie trank bereits Unmengen an Cranberry-Saft, nahm diverse Schüssler-Salze und hatte (immer, wenn es nicht mehr auszuhalten war) auch die ein oder andere Antibiotika-Einnahme hinter sich. Wir empfahlen ihr zwei Mal täglich das Trinken von Apfelessig (mit Wasser verdünnt und ohne Honig). Bereits nach zwei Tagen besserten sich ihre Symptome, die zu diesem Zeitpunkt auch nicht hoch-akut waren. Das Beste war: Sie kamen auch nicht wieder!
Apfelessig – ein Verdauerli!
Um deinen Darm zu reinigen und gleichzeitig die Verdauung zu fördern, schlage ich dir folgendes Experiment vor: Trinke 10-20 Minuten vor deiner Mahlzeit ein Glas warmes Wasser mit 1-2 EL Apfelessig.
Die Fermentierungsprodukte im Essig tragen zur Stärkung der Vielfalt deines Mikrobioms bei. Wir werden in einem der nächsten Blogs genau darauf zu sprechen kommen. Wünschenswert sind viele und unterschiedliche Bakterienzusammensetzungen in deinem Darm, um dich gesund zu halten. Apfelessig wirkt also wie ein Probiotikum.
Ein weiteres Verdauerli ist Ingwer. Wenn du vor dem Essen etwas frischen Ingwer, Steinsalz und Kreuzkümmel kaust, bereitest du damit deinen Verdauungstrakt auf das anstehende Mahl bestens vor.
Macht Apfelessig schlank?
Die Hauptkomponente von Apfelessig ist Essigsäure. Essigsäure besitzt eine appetit-hemmende Wirkung. Schaut euch dazu diese wissenschaftliche Untersuchung an:
Eine japanische Studie veröffentlichte 2009 eine Placebo-kontrollierte Untersuchung, bei der Männer 12 Wochen lang entweder 2 EL Apfelessig verdünnt zu trinken bekamen oder ein Placebo. Die Versuchsteilnehmer änderten darüber hinaus nichts an ihrem Ernährungsstil oder Alltag. Und das kam heraus: Die Apfelessig-Gruppe hatte nach 12 Wochen 2 kg abgenommen. Die Wissenschaftler führen dies auf die sättigende Wirkung von Apfelessig zurück. Die Versuchsteilnehmer, welche Apfelessig zu sich nahmen, aßen täglich rund 300 kcal weniger.
Also: noch ein weiterer Pluspunkt, das oben erwähnte Experiment anzugehen. Wir freuen uns über eure Erfahrungen dazu!
Diabetiker aufgepasst: Apfelessig hilft, den Blutzucker stabil zu halten
Forscher fanden heraus, dass Apfelessig den Blutzucker stabilisiert und den glykämischen Index (der anzeigt, wie schnell der Zucker im Blut anflutet) herabsetzt. Je langsamer der Zuckergehalt in unsem Blut ansteigt, umso besser für alle Zellen und die regulierenden Systeme. Apfelessig hat eine ähnliche Wirkung wie ein häufig eingenommenes Medikament gegen Diabetes, das Metformin. Allerdings wirken Stoffe, die einen natürlichen Ursprung haben, weitaus weniger drastisch auf unser System, weil sie nicht nur einen Angriffspunkt im menschlichen System haben, der dann seinerseits wieder starke Auswirkungen auf andere Systeme hat.
Hier eine Studie aus Italien aus den Jahre 1995: Versuchsteilnehmer mit Diabetes bekamen Apfel-Essig oder ein Placebo und aßen danach 50 g Kohlenhydrate in Form von Brot. Die Apfel-Essig-Gruppe hatte durchschnittlich einen um 31 % niedrigeren Blutzuckerspiegel!
Falls ihr Auswirkungen auf euren Blutglukosespiegel erreichen wollt, empfehlen wir euch folgende Einnahme: 1-2 EL Apfelessig vor den Mahlzeiten. Wir empfehlen ohnehin nicht mehr als 3 Mahlzeiten pro Tag, da die Pausen dazwischen wichtig für die Verdauung sind. Eine weitere mögliche Einnahmestrategie ist es, kurz vor dem Zubettgehen 2 EL Apfelessig zu euch zu nehmen. Das wiederum vermindert den Glukosespiegel während des Fastens über die Nacht. Keine Angst, es kommt dabei nicht zu schweren Unterzuckerungen! Probiert erst das eine, dann das andere und dann gegebenenfalls beides zusammen.
Auswirkungen von Apfelessig auf unser Immunsystem
Homöostasis bedeutet Gleichgewicht in übertragendem Sinne. Unser Körpersystem versucht ständig, seine Homöostasis wiederherzustellen. Apfelessig hilft ihm dabei unter anderem im Bereich des Lymphsystems. Man konnte herausfinden, dass Apfelessig Antioxidantien freisetzt, die freien Radikalen entgegenwirken. Weitere Antioxidantien-Helfer findet ihr in unserem Blog (http://skalpellundsellerie.de/antioxidantien/). Diese „Apfelessig-Anitoxidantien“ wirken besonders gut auf Zellen im Blut und Lymphsystem. Zur entgifteten Wirkung kommt noch eine direkt antibakterielle, antivirale und antifungale (gegen Pilze) Wirkungsweise hinzu. Der Erreger der Tuberkulose (leider wieder auf dem Vormarsch), das Mycobakterium tuberculosis, ist gegen viele Antibiotika resistent. Apfelessig vermag es, diese Erreger direkt zu töten.
Wie ihr Apfelessig verwenden könnt
Eigentlich passt Apfelessig in fast jedes Gericht. Besonders gern mögen wir es in Guacamole, als Salatdressing, im Hummus, Suppen und zu allen Gerichten mit Quinoa und Linsen.
Auch im direkten Hautkontakt ist Apfelessig super: auf Wunden und Verbrennungen kommt die antimikrobielle Wirkung besonders zur Geltung. Bei Akne ist die Anwendung auch sehr gut. Wir empfehlen euch, den Apfelessig dafür zu verdünnen: 1 Teil Apfelessig, 3 Teile destilliertes Wasser. Dann einfach abtupfen und fertig.
In unverdünnter Form soll Apfelessig sogar gegen Warzen wirken. Das konnte ich noch nicht ausprobieren.
Bei chronischen Fuß-Erkrankungen (vornehmlich Pilzen) wirkt ein Fußbad mit dem Zusatz von einer Tasse Apfelessig und einem Eßlöffel DMSO 30% wahre Wunder! Zu DMSO werden wir in Kürze berichten.
Auch bei Halsschmerzen kann Apfelessig helfen. 1-2 EL Apfelessig in ein Glas Wasser und gurgeln. Den Rest des Glases kannst du gerne trinken. Wenn eine Erkältung im Anmarsch ist kann Apfelessig auch unterstützend wirken. Versucht dazu folgendes: Mischt dazu eine Tasse Kamillentee mit einem Esslöffel Apfelessig und einem Esslöffel Honig. Ich verwende diese Mischung auch gerne als Abendtee.
Weitere Tipps gegen Erkältungssymptome findest du in unserem Blog über Sommererkältungen (http://skalpellundsellerie.de/sommer-erkaeltung/).
Sogar gegen Schluckauf soll das Trinken von 1 EL unverdünntem Apfelessig wirken. Es überstimuliert die Nervenendungen des Nervus vagus und soll dadurch das unwillkürliche Kontrahieren des Zwerchfells verhindern.
Das Allzweck-Putzmittel Apfelessig
Die meisten Putzmittel sind voll mit künstlichen Aromen (und die haben negative Auswirkungen u .a. auf unser Hormonsystem), Lösungsmitteln und künstlichen antibakteriellen Stoffen. Auch dazu haben wir schon berichtet (http://skalpellundsellerie.de/haeusliche-toxine/). Das muss nicht sein. Wir haben solch tolle Stoffe aus der Natur! Auch hier ist Apfelessig höchst wirksam.
Probiert Apfelessig auch mal als Shampoo-Ersatz oder kombiniert ihn mit ätherischen Ölen als Deo!
Und noch ein Experiment gegen Müdigkeit und wenig Energie:
Mische 1 EL Apfelessig in einem Glas Wasser (warm oder kalt), etwas frisch gepresste Zitrone dazu und nehme das Gebräu zu dir, wenn du morgens aufwachst oder nachmittags, wenn du in ein Energie-Loch fällst oder ein unbändigendes Verlangen nach Süßem hast.
Und hier noch ein Rezept für ein schönes Detox-Bad:
Mische für ein entspannendes und entgiftendes Bad am Abend wohlriechende Aromaöle (Lavendel, Sandelholz und Melisse) mit einer Tasse Apfelessig.
Ein Tipp zum Kauf von Apfelessig:
Achtet beim Kauf darauf, dass ihr naturtrüben Bio-Apfelessig bekommt, der in einer Glasflasche gereicht wird. „Nicht-naturtrüb“ bedeutet gefiltert, und in den meisten Fällen pasteurisiert, also ohne die so wichtigen Mikroorganismen.
Happy sauer!
Quellen:
- Kondo, Tomoo; Kishi, Mikiya; Fushimi, Takashi; Ugajin, Shinobu; Kaga, Takayuki (2009): Vinegar intake reduces body weight, body fat mass, and serum triglyceride levels in obese Japanese subjects. In: Bioscience, biotechnology, and biochemistry 73 (8), S. 1837–1843.
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- Brighenti, F.; Castellani, G.; Benini, L.; Casiraghi, M. C.; Leopardi, E.; Crovetti, R.; Testolin, G. (1995): Effect of neutralized and native vinegar on blood glucose and acetate responses to a mixed meal in healthy subjects. In: European journal of clinical nutrition 49 (4), S. 242–247.
- Halima, Ben Hmad; Sonia, Gara; Sarra, Khlifi; Houda, Ben Jemaa; Fethi, Ben Slama; Abdallah, Aouidet (2018): Apple Cider Vinegar Attenuates Oxidative Stress and Reduces the Risk of Obesity in High-Fat-Fed Male Wistar Rats. In: Journal of medicinal food 21 (1), S. 70–80. DOI: 10.1089/jmf.2017.0039.
- Gopal, Judy; Anthonydhason, Vimala; Muthu, Manikandan; Gansukh, Enkhtaivan; Jung, Somang; Chul, Sechul; Iyyakkannu, Sivanesan (2017): Authenticating apple cider vinegar’s home remedy claims: antibacterial, antifungal, antiviral properties and cytotoxicity aspect. In: Natural product research, S. 1–5. DOI: 10.1080/14786419.2017.1413567.
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- Johnston, Carol S.; Buller, Amanda J. (2005): Vinegar and peanut products as complementary foods to reduce postprandial glycemia. In: Journal of the American Dietetic Association 105 (12), S. 1939–1942. DOI: 10.1016/j.jada.2005.07.012.
- Sachdeva, Silonie (2010): Lactic acid peeling in superficial acne scarring in Indian skin. In: Journal of cosmetic dermatology 9 (3), S. 246–248. DOI: 10.1111/j.1473-2165.2010.00513.x.
- Naziroglu, Mustafa; Guler, Mustafa; Ozgul, Cemil; Saydam, Gunduzalp; Kucukayaz, Mustafa; Sozbir, Ercan (2014): Apple cider vinegar modulates serum lipid profile, erythrocyte, kidney, and liver membrane oxidative stress in ovariectomized mice fed high cholesterol. In: The Journal of membrane biology 247 (8), S. 667–673. DOI: 10.1007/s00232-014-9685-5.
- Kondo, S.; Tayama, K.; Tsukamoto, Y.; Ikeda, K.; Yamori, Y. (2001): Antihypertensive effects of acetic acid and vinegar on spontaneously hypertensive rats. In: Bioscience, biotechnology, and biochemistry 65 (12), S. 2690–2694. DOI: 10.1271/bbb.65.2690.