Eine Meditations-App – ist das wirklich etwas für mich? Kann man überhaupt eine spirituelle Technik mit Hilfe einer App lernen? Das wollte ich gerne mal ausprobieren.
Erfahrungen von Freunden
Eine gute Bekannte hatte mir berichtet: Sie ist ein quirliger Typ. Ihre Lebens- und Arbeitsgeschwindigkeit ist hoch. Manchmal hat sie das Gefühl, sich selbst und ihre Umgebung mit ihrem Tempo zu überfordern. Das kenne ich irgendwoher.
Jedenfalls nimmt sie sich jeden Morgen eine halbe Stunde Zeit für sich und meditiert. Sie möchte darauf nicht mehr verzichten, weil es sie erdet und ihr so gut tut. Sie hat jedoch Meditation in mehreren Workshops erlernt und empfiehlt das auch, weil es nichts sei, was man eben mal so nebenbei lernt.
Anne und ihre Familie bauen in ihr geplantes Haus einen eigenen Meditations- und Yoga-Raum ein. Der soll ein wenig abseits vom Rest liegen und eine Rückzugsmöglichkeit bieten. Auch Anne macht jeden Morgen Yoga, sie steht dafür eine Stunde früher auf.
Eine andere Freundin, die mich gut kennt, meinte: Meditation ist wahrscheinlich nichts für dich. Sie empfahl mir autogenes Training oder progressive Muskelentspannung – beides habe ich ausprobiert und finde es wirklich gut. Immer mal wieder baue ich die Übungen in meinen Alltag ein, und mir hilft das dabei, näher zu meiner inneren Mitte zu kommen.
Trotzdem hatte ich, unter anderem in einem Seminar über positive Psychologie, immer wieder über Meditation nachgedacht. Die Trainerin hatte die App „My headspace“ empfohlen, mit der sie selbst arbeitet. Deshalb habe ich einfach mal verschiedene Apps ausprobiert.
Welche Sprache?
Bevor ich mich für eine App entscheide, muss ich die Entscheidung treffen, ob ich auf deutsch angeleitet werden möchte oder ob auch englisch für mich okay ist. Wenn ich das englische Angebot mit einbeziehe, ist die Auswahl natürlich erheblich größer. Meditation ist ja eine Sache, die alle Sinne ansprechen soll, und wer im Englischen nicht ganz so sicher ist wie ein Muttersprachler, hat es wahrscheinlich mit einer deutschsprachigen App zum Anfang leichter. Ich stelle heute zwei Apps vor, die deutschsprachige Angebote machen, und zwei, die auf Englisch angeboten werden.
Kostenfrei oder kostenpflichtig?
Die allermeisten Apps haben für den Anfang eine kostenlose Basis- oder Test-Version, so dass ich das Angebot in Ruhe testen kann, bevor ich mich für eine kostenpflichtige Variante entscheide. Manche Apps kann man auch für eine sehr lange Zeit kostenlos nutzen, dann steht einem ein eingeschränktes Angebot an Übungen zur Verfügung. Natürlich kann man jederzeit „upgraden“. Ich persönlich finde es immer ganz gut, wenn ich etwas testen kann, bevor ich mich für eine Anschaffung entscheide. Die App „Buddhify“ habe ich noch nicht getestet, sondern stelle sie aufgrund der Beschreibung durch die Macher vor.
Dranbleiben!
Wer sich für Mediation entscheidet, sollte eine bestimmte Schwelle überwinden: In den ersten Tagen spürt man noch keine Entlastung oder einen Genuss. Damit das eintritt, muss ein gewisser Übungs- oder Gewöhnungseffekt eintreten. Daher empfehlen alle, die Meditation schon erfolgreich praktizieren: Mindestens sieben, eher vierzehn Tage oder vier Wochen dran bleiben. Entweder es entwickelt sich dann eine Eigendynamik – das würde heißen, die Meditation tut mir so gut, dass ich sie dauerhaft in meinen Alltag integrieren möchte. Oder aber: Auf diese Art und Weise Meditation zu lernen ist nichts für mich, und dann kann ich das Thema getrost und getestet beiseite schieben und andere Entspannungsformen ausprobieren. Oder es in einem Workshop erneut austesten.
Jetzt aber zu den Apps: Ich werde jetzt nicht alle Apps auf einmal vorstellen, sondern immer mal wieder eine ergänzen, wenn ich wieder eine gute getestet habe. Schaut also gerne öfter mal wieder rein.
Test-App Nr. 1: Headspace
Sprache
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Englisch
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Kosten | Testversion: kostenlos, Login erforderlich
Normalversion: Abo-Modell, monatlich 12,99 Euro, jährlich 94,99 Eur oder für immer für 449,99 Euro. Auf der Homepage wird auch noch von einem 2-Jahres-Abo gesprochen, dessen Konditionen ich aber nicht finden konnte.
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Konzept
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Meditation ist nicht schwer und kann von jedem erlernt werden, der sich täglich ein paar Minuten Zeit nehmen möchte. Es wird empfohlen, dass man es ungefähr zu gleichen Zeit macht, wenn man möchte, kann einen die App auch an die tägliche Routine erinnern.
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Grafik
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einfach gezeichnete, reduzierte Cartoons in Pastell-Farben
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Stimme
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männliche Stimme des Gründers Andy Puddicombe. Die Stimme kann nicht geändert werden.
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Inhalte
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Es gibt einen Einführungs-Kurs, der dich schrittweise an die Meditation heranführt. Meditationen zu verschiedenen Themen (z. B. Sport, Essen, Arbeit und Leistung, Gesundheit, Glück) und für verschiedene Situationen (z. B. Im Park, Morgen, Schlafengehen, Joggen, In der Stadt). Diese Meditationen bestehen meist aus 10 Einheiten, von denen die erste auch im Test-Abo kostenlos ausprobiert werden kann. Auch für Kinder gibt es Meditationen.
„Minis“ sind ganz kurze Meditationen zu bestimmten Themen. „Singles“ sind Einzelmeditationen zu bestimmten Themen. Es gibt auch einfach Musik für eine ungeleitete Meditation, unter anderem auch zum Einschlafen. Auch für Hindernisse, die einem Anfänger als Fragen durch den Kopf gehen, gibt es Anleitungen oder Tutorials (Mache ich das richtig? Was tun, wenn die Gedanken weiter kommen? Etc.)
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Meine Einschätzung | Die Stimme des Moderators der Meditation ist angenehm, wirkt natürlich und ruhig. Es wird auf Englisch alles gut erklärt, und ich wurde auch da abgeholt, wo ich stand: Ich hatte Meditation ja noch nie ausprobiert. Für mich war es gut, dass die ersten Übungen wirklich nur einige Minuten dauern, weil ich sonst vielleicht gar nicht angefangen hätte. Einmal gestartet, fand ich drei Minuten dann doch sehr kurz und würde auf fünf Minuten erhöhen. Insgesamt fand ich es nicht so leicht, in der kurzen Zeit und mit den wenigen Pausen in die Meditation hinein zu kommen. Ob die App auch für Fortgeschrittene geeignet ist, kann ich nicht beurteilen.
Die Grafik gefällt mir, sie ist frisch und verwirrt mich nicht. Ich finde es gut, dass viele Bereiche, die mich interessieren, abgedeckt sind, und es auch Meditationen gibt, die man mit Kindern gemeinsam machen kann. Da unsere Tochter des Englischen noch nicht flüssig mächtig ist, habe ich es mit ihr zusammen nicht getestet. Die Menü-Struktur fand ich etwas verwirrend– bis ich die Einstellungen und das Logout gefunden habe, hat es schon einige Minuten gedauert. Insgesamt eine gute App für den Einstieg oder einfach mal zum Ausprobieren, ob einem das Thema Meditation anhand einer App überhaupt liegt. Gut zu handeln für Menschen, die flüssig im Englischen sind. Die Stimme, die Graphik, die Themen – das ist in sich sehr stimmig.
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Test-App Nr. 2: Balloon
Sprache | Deutsch |
Kosten | Testversion: kostenlos, Login erforderlich
Normalversion: Abo-Modell, monatlich 11,99 Euro, jährlich 79,99 Eur oder für immer für 149,99 Euro. Für Abonnentinnen der Brigitte im 1. Jahr 20% Rabatt. |
Konzept | Meditieren war noch nie so einfach – das ist der Slogan von Balloon. Die Macher behaupten von sich, Deutschlands führende Achtsamkeitsforscher gewonnen zu haben, um die App zu konzipieren. Mit Hilfe von Kursen und Einzelübungen soll jeder sich individuell dem Thema Meditation nähern können. |
Grafik | Einfache Grafik in angenehmen Farben wie Hellgrün und Rosé, die in meiner App-Version noch etwas hölzern und schlecht aufgelöst wirkt. Die App füllt den Bildschirm meines Ipads nicht ganz aus und wirkt dadurch etwas unübersichtlich. |
Stimme | Boris führt durch die Meditationen. Seine Stimme wirkt nett und ruhig. Toll ist: Er macht ausreichend Pausen zwischen den Übungsschritten, damit man wirklich das umsetzen kann, was er gerade gesagt hat. |
Inhalte | Der User startet mit dem Einführungskurs, in dem verschiedene Themen in die Übungen einfließen: Stress, Schlaf, Gefühle und andere. In Kursen können die verschiedenen Themen dann später vertieft werden. Themen der Kurse sind z. B. Besser schlafen, Stress reduzieren, Gelassenheit, Gedanken verstehen, Glücklich sein. Die Kurse haben zwischen 8 und 12 Einheiten. Ergänzt wird das Angebot durch Übungen zu Themen wie Schüchternheit, Lampfenfieber, Gefühle verstehen und Fokussieren. Kurzübungen zu Stressreduktion, Schmerzen, Panik, Kraft tanken, Überforderung, Einschlafen, Aufwachen, Orientierung, Dankbarkeit, Gehen, Job, Essen und verschiedenen Alltagssituationen ergänzen das Angebot.
Wer möchte, kann sich per Nachricht an die Meditation erinnern lassen. |
Meine Einschätzung | Die Stimme von Boris ist sehr angenehm und strahlt für mich auch Kompetenz aus. Super für Deutsch-Muttersprachler: Man kann sich voll auf die Inhalte konzentrieren, da alles auf Deutsch abläuft.
Die meisten Übungen und Kurse sind für Test-User nicht zugänglich, aber es gibt genügend, um einen Eindruck vom Angebot zu bekommen. Die Übungen hatten bei mir wirklich einen positiven Effekt, und das schon nach einigen Minuten. Gleichzeitig frage ich mich, ob ich wirklich so viel Geld dafür ausgeben möchte, solange das Angebot noch sehr überschaubar erscheint. Vielleicht braucht man aber auch gar keine Fülle, sondern nur einfache Übungen, um etwas gelassener durch den Alltag zu gehen. Die Übungen im Einführungskurs dauerten ca. sieben Minuten und hatten eine angenehme Länge. Die Graphiken sind schön und passend für die Themen. Es ist nicht vorgesehen, dass man Meditationen auch mit Kindern gemeinsam macht. Die Menü-Struktur ist übersichtlich und reduziert. Insgesamt finde ich die App gut geeignet für den Start. Die Auflösung kann noch etwas gewinnen, die Themenvielfalt wahrscheinlich auch. Angenehm ist, dass ich mich in meiner Muttersprache ganz auf die inhaltlichen Themen einlassen kann. |
Test-App Nr. 3: Insight-Timer – Meditations-App
Sprache | Viele Kurse auf Englisch, Einzelmeditationen auch auf Deutsch |
Kosten | Download: kostenfrei
Ein kostenloser Kurs mit 7 Einheiten als Teaser: „Learn How To Meditate In Seven Days“ Zahlreiche kostenfreie Einzelmeditationen in verschiedenen Sprachen mit verschiedenen Trainern Kurse mit üblicherweise 10 Einheiten zwischen 10 und 15 Minuten pro Tag kosten in der Regel 5,49 Euro. Die Kurse sind auf Englisch. |
Konzept | Meditieren für viele – mit einer großen Auswahl von Trainern, Angeboten und Kursen.
Jeder Trainer stellt seinen Kurs in einer kurzen Einführung vor. |
Grafik | Keine graphische Umsetzung, aber klare Gliederung mit vielen Fotos. |
Stimme | Die Einführung in die Kurse ist eine gute Gelegenheit, die Stimme des jeweiligen Trainers kennen zu lernen. Die weibliche Trainerin im Einführungskurs hat eine sehr angenehme, weiche und ruhige Stimme. |
Inhalte | Die App bietet Kurse, Einzelmeditationen und einen angenehmen Meditations-Timer, den ich für meine eigenen Meditationen nutzen kann.
Die Themenvielfalt in den Kursen ist groß. Meditationskurse für Mütter, über Heilung, Frieden mit dem Körper, Dankbarkeit, Überwindung von Essenssucht, Mindfulness für Teenager, über Mantras, Vergebung – um nur einige Beispiele zu nennen. Nach Trainern und Themen kann mit einer Such-Funktion gefiltert werden. Die Inhalte werden in verschiedene Kapitel unterteilt auf der Seite des Kurses detaillierter vorgestellt. Auf der Meditations-Seite kann man sich Kurse, Trainer und Interessen abspeichern. Es gibt geleitete Meditationen, Musik, Vorträge und Podcasts. Die Dauer variiert zwischen wenigen Minuten und 35 Minuten. Die Meditationen, Vorträge, Podcasts sind kostenfrei. Der Timer lässt sich konfigurieren – die Dauer, die Zwischen-Intervall-Töne, der End-Ton und die Hintergrundgeräuschkulisse. Es gibt eine soziale Vernetzungskomponente – ich kann mich mit anderen Usern befreunden und Gruppen bilden, außerdem gibt es Kommentare zu den Kursen und Apps. |
Meine Einschätzung | Die App punktet vor allem durch die große Vielfalt der (auch kostenfreien) Angebote. Hier kann jeder fündig werden, der sich gerade intensiv mit einem Thema beschäftigen möchte.
Man kann zwischen den Trainern wählen, die ihr Thema und ihren Kurs mit Bild und Stimme vorstellen. Zwischen über 11.000 kostenfreien Kurzmeditationen kann ich als angemeldeter Besucher wählen. Die Kurse zu den Themen muss ich bezahlen, aber das finde ich okay, denn wenn ich mich speziell für ein Thema interessiere, sind 5,49 Euro eine überschaubare Summe, bei der ich vorher ganz gut abschätzen kann, was ich dafür erhalte: In der Regel 10 Einheiten zum dem von mir gewählten Thema bei dem von mir gewählten Trainer. Die App arbeitet nicht mit Graphiken (außer beim Timer), sondern mit Fotos. Das finde ich angenehm, weil ich anhand von Bild und Stimme die Trainer einschätzen zu können glaube. Sehr gut finde ich, dass ich in kein Abo-Modell geführt werden soll. Ich kann Einzel-Kurse buchen, wenn mir danach ist, und ansonsten in den kostenlosen Meditationen stöbern und vielleicht interessante Trainer kennen lernen. Die meisten Übungen und Kurse sind für Test-User nicht zugänglich, aber es gibt genügend, um einen Eindruck vom Angebot zu bekommen. Die Menü-Struktur ist sehr übersichtlich, wenn man verstanden hat, das sehr hellgrau unterlegte Icons im Menü an der Unterseite angeklickt werden können. Insgesamt finde ich die App sehr gut für Menschen, die die Meditation mit mobilen Medien ausprobieren möchten, ohne sich für ein Abo festzulegen. Die Auflösung ist super, alles wirkt sehr professionell. Die Themenvielfalt ist durch die unterschiedlichen Trainer sehr hoch, und auch Deutsch gibt es auch vielfältigste Angebote. |
Jetzt steht noch Buddhyfi auf meiner Test-Liste – dazu bin ich noch nicht gekommen.
Ich hoffe, meine Einschätzungen helfen euch weiter!
Fazit:
- Mit Meditations-Apps kann ich flexibel und mit wenig Zeitaufwand zu Beginn häufig kostenfrei testen, ob ich mit dieser Form der Entspannungsübung zurecht komme.
- Die App Headspace ist eine gute Wahl für Einsteiger und komplette Neulinge.
- Die App Balloon bietet Meditationen zu verschiedenen Themen und beantwortet viele Fragen für Meditations-Neulinge, allerdings frage ich mich, ob mir die hohen Gebühren für die begrenzten Inhalte ihr Geld wert wären.
- Die App Insight Timer bietet Kurse auf Englisch an, viele kostenlose Einzelmeditationen auch auf Deutsch. Sie punktet für mich durch den Verzicht auf ein Abo-Modell, man kann einzelne Kurse kostenpflichtig buchen.