Die Ernährungspyramide wurde in den vergangenen Jahren auf den Kopf gestellt, die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung werden von Fachleuten trotzdem noch in Frage gestellt – was ist eigentlich gesunde Ernährung? Das fragt sich auch Bas Kast in seinem neuerlich erschienenen Buch „Der Ernährungskompass“, für den er zahlreiche wissenschaftliche Studien zum Thema gesunde Ernährung ausgewertet hat. Ich hatte noch nicht das Vergnügen, es zu lesen.
Durch die Medien geistern Nachrichten über die gesundheitsschädliche und gen-verändernde Wirkung von Weizen und Fett. Wie können wir Licht in den Ernährungs-Dschungel bringen, und zwar so, dass der normale (zu Hause oder im Job eingebundene Mensch) das Ganze auch noch umsetzen kann, ohne sich den ganzen Tag damit zu beschäftigen?
Sauer und basisch finde ich da als Kategorien sehr hilfreich. Der Grund: Es sind nur zwei Kategorien, und das ist sehr einfach. Die basische Ernährung ergibt Sinn, und ich kann mich mit einfachen Verhaltensregeln gesünder ernähren. Klingt gut? Dann schauen wir uns das etwas genauer an.
Was passiert im Körper?
Der Wirkungszusammenhang ist so: Wir ernähren uns bei normaler Industrie-Land-Ernährung tendenziell in einer Form, die Lebensmittel bevorzugt, die sauer verstoffwechselt werden. Unser Körper scheint, begründet in der Evolution des Menschen, so ausgelegt zu sein, dass er besonders gesund bleiben kann, wenn er eher basisch ernährt wird. Bei säure-lastiger Ernährung versucht er die überschüssige Säure, die er nicht ausscheiden kann, in Fettzellen einzulagern – so ist sie für den Körper erstmal aus der Gefahrenzone. Nicht jedoch für uns, die wir eigentlich kein Fett einlagern möchten. Daher könnte es gut sein, dass wir mit basen-orientierter Ernährung eine Ausscheidung von Säuren und einen Abbau von Fett auslösen – und das klingt doch schon mal gut. Wer mehr zum Thema erfahren möchte und gut Englisch kann, kann sich auch ein Webinar von Yuri Elkaim anschauen (https://yurielkaim.com/). Ich möchte euch wirklich nicht animieren, die Pulver zu kaufen, aber ich finde, er erklärt es einfach gut.
Welche Lebensmittel werden sauer und basisch verstoffwechselt?
Es gibt eine etwas kniffelige Unterscheidung:
Fast alle pflanzlichen Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Kräuter, Pilze, Keimlinge, Sprossen, Samen, Kerne und Nüsse werden basisch verstoffwechselt. Aber eben nur fast alle: die meisten Getreidesorten werden sauer verstoffwechselt, und einige spezielle Lebensmittel wie Spargel, Hülsenfrüchte, Rosenkohl und Artischocken auch. An Einzelheiten scheiden sich aber wohl auch die Geister: Viele sagen, Hirse und Quinoa (sogenannte Pseudo-Getreidesorten) würden basisch verstoffwechselt.
Was auf jeden Fall sauer verstoffwechselt wird: Fleisch, Fisch, Milch, Milchprodukte, Eier, Getreide und alles, was daraus hergestellt wird (wie Brot, Nudeln etc.), Zucker und Süßigkeiten sowie Softdrinks, Kaffee und Tees und wohl auch einige Nüsse.
Und: stärkehaltige Lebensmittel, Hülsenfrüchte und Milchprodukte enthalten wohl auch viele basisch wirkende Mineralstoffe, die die Säuren zum Teil ausgleichen. Im Gegensatz zu Fleisch, Fisch, Geflügel und Eiern: Die wirken eher sauer.
Die ayurvedische Lehre übrigens – nur um vollends zur Verwirrung beizutragen – kategorisiert ganz anders. Dort wäre sauer, was sauer schmeckt. Eine Zitrone würde dort als sauer eingestuft, während sie nach der oben beschriebenen Methode als basisch verstoffwechselnd eingestuft würde. Das aber nur am Rande.
Wie kann ich mich basischer ernähren?
Ernährungsexperten empfehlen, ungefähr 70-80 % basisch wirkende und 20-30 % sauer verstoffwechselte Lebensmittel zu sich zu nehmen. Wer viel Kaffee trinkt, sollte darauf besonders achten. Wenn ich mir meine Ernährung überlege: Das schaffe ich so nicht. Aber ich gehe da eher unverbissen dran: Wenn ich es an einzelnen Tagen schaffe (das sind eher die vegangen oder Veggie-Tage), dann ist das doch schon super!
Fast jeder hat bestimmt auch schon mal vom sogenannten Basen-Fasten gehört. Das ist eine Fasten-Art, bei der man über einen Zeitraum von 1-4 Wochen versucht, nur basisch verstoffwechselte Lebensmittel zu sich zu nehmen und so die Säure im Körper zu reduzieren. Das ist natürlich ein guter Weg, um dem Körper mal eine Pause zu geben, aber im Alltag nicht so leicht umzusetzen.
Es gibt auch Basen-Pülverchen in der Apotheke zu kaufen – das mag wirken, für mich denke ich eher: Lieber auf die Ernährung etwas mehr achten, dann brauche ich nicht solche teuren Zusatzstoffe zu kaufen. Oder ich nehme, wenn ich besonders viel Kaffee getrunken habe, mal eine Natron-Tablette (Packungsbeilage lesen!), um die Säure zu reduzieren.
Wer aber schon länger mit Kilos kämpft, die einfach nicht purzeln wollen, sollte tatsächlich mal über eine Umstellung auf eher basische Kost nachdenken, und sei es nur für eine Woche. Das persönliche Wohlfühlen ist dabei sehr wichtig: Stören mich die Kilos so sehr, dass ich eine Umstellung mache, oder genieße ich lieber mein bisheriges Essen. Das sollte jeder für sich so entscheiden.